Pflegenotstand in Deutschland – Maßnahmen und aktuelle Zahlen

Pflegenotstand in Deutschland – Maßnahmen und aktuelle Zahlen

Aktuelles: Pflegenotstand in Deutschland – Maßnahmen und aktuelle Zahlen

Bildquelle: Gadini_40pixabay.com_-_unit-of-pressure-990462_1280.jpg

Wie wichtig das Pflegepersonal in vielen Bereichen des heutigen Lebens ist, ließ sich besonders in den letzten krisenreichen Monaten in zahlreichen Krankenhäusern weltweit beobachten. Umso besorgter sind Bund und Länder, dass noch immer ein Pflegenotstand vorliegt, der sich anscheinend auch nicht so leicht beheben lässt. Stress, mangelnde Bezahlung und mehr Arbeit als zu bewältigen sei, lässt viele vor diesem Berufsfeld zurückschrecken. Dabei ist Pflegefachpersonal sehr gefragt. In den nächsten Minuten geht es darum, wie es momentan um den Pflegenotstand steht und welche Rolle die Veränderungen in der Pflegeausbildung mit sich bringen könnte.

Gutes Pflegepersonal ist nicht nur in Krisensituationen gefragt. Schon vor Corona war der Pflegenotstand ein aktuelles Thema, das nach wie vor in Angriff genommen werden muss. Schließlich kann keiner den Alterungsprozess aufhalten, auch wenn es einige Tipps und Tricks gibt, sich jung und fit zu halten. Letztendlich muss in den meisten Fällen jedoch irgendwann auf fremde Hilfe zurückgegriffen werden. Damit sich die Betroffenen dann in sicheren und kompetenten Händen wissen und nicht befürchten müssen, schnell „abgefertigt“ zu werden, braucht es das nötige Pflegepersonal. Dabei soll jetzt auch die generalistische Pflegeausbildung weiterhelfen.

 

Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt, die des Pflegepersonals lässt noch auf sich warten

Das Thema Pflege hat sich in den letzten Jahren zu einem immer wichtigeren Baustein entwickelt. Laut einer Statistik, in der die Anzahl der Pflegebedürftigen seit 1999 bis 2019 dargestellt wurde, weist diese einen nahezu exponentiellen Anstieg seit der Jahrtausendwende auf. Rund 4,13 Millionen Menschen waren Ende 2019 auf Pflege angewiesen. Das statistische Bundesamt prognostiziert die Zahl bis 2060 sogar bis auf 4,53 Millionen pflegebedürftiger Menschen. Grund hierfür sei die stetig wachsende Zahl älterer Menschen. Die Zahl der Pflegebedürftigen, dabei handelt es sich meist um Menschen älter als 60 Jahre, nimmt also immer weiter zu.

Die steigende Anzahl an Menschen in Pflege lässt somit auch den Bedarf an kompetentem Pflegepersonal weiter steigen. Wird bis zum Jahr 2035 weiter kalkuliert, geht das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln davon aus, dass in der stationären Versorgung bis zu dem Jahr rund 307.000 Pflegekräfte fehlen könnten. Den gesamten Pflegebereich betrachtet, läge die Zahl womöglich noch höher - bei 500.000 fehlenden Fachkräften. Die Bezeichnung Pflegenotstand ist damit nicht sehr weit hergeholt.

Ähnliches verzeichnet auch die Bundesagentur für Arbeit. Im aktuellen Zehn-Jahres-Vergleich hat sich die Zahl der gemeldeten Stellen für Pflegekräfte mehr als verdoppelt. Im Bereich der Altenpflege stieg sie sogar um das 2,5-fach an.

 

Neuer Nachschub mit der generalistischen Pflegeausbildung

Neben zahlreichen Maßnahmen zur Problemerkennung und daraus gefolgten Lösungsvorschlägen, um den Fachkräftemangel zu mindern, wurde auch die Pflegeausbildung selbst überdacht und neu gestaltet. Zwar ist es aufgrund des allgemeinen Mangels an Pflegepersonal nicht schwierig in dieser Branche eine passende Anstellung zu finden. Abgesehen davon bietet ein Abschluss in der neuen Form der Pflegeausbildung allerdings weitere gute Jobaussichten und den Teilnehmern noch größere Flexibilität in ihren Fähigkeiten und Einsatzbereichen.

Die Bundesregierung entschied sich zur Veränderung der Ausbildung für Pflegeberufe und stellte diese neu auf. Seit dem 01. Januar 2020 gibt es demnach einen neuen Pflegeberuf, den als Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann. Die Ausbildung ist nicht mehr in unterschiedliche „unabhängige Zweige“ gegliedert, sondern generalisiert.

Konkret bedeutet dies, dass die Berufsbilder Gesundheits- und Krankenpfleger/in, Altenpfleger/in sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in fortan entfallen und einem universellem Berufsbild Platz machen, der generalistischen Pflegeausbildung. Diese bietet fachliche Schwerpunkte aus allen drei vorherigen Bereichen.

Der Vorteil:

  •    Absolventen der Ausbildung sind noch besser einsetzbar.
  •    Die Ausbildung ist kostenlos.
  •    Bei Bedarf kann sich der Auszubildende nach wie vor auf einen bestimmten Bereich spezialisieren.
  •    Krisensichere Jobperspektiven in der Pflegebranche.
  •    Eine angemessene Vergütung während der Ausbildung.
  •    Eine Zwischenprüfung hält den bereits erworbenen Wissensstand fest.
  •    Die Ausbildung ist international angelegt, wird europaweit anerkannt und macht damit auch das Arbeiten außerhalb von Deutschland möglich.

 

Der Aufbau im Detail – so läuft die generalistische Ausbildung ab

Wie bei vielen ist auch hier die Ausbildungszeit auf drei Jahre festgelegt. Abgeschlossen wird sie mit einer staatlichen Prüfung. Kennzeichnend für die Ausbildung sind auch hier die Theorie- und Praxismodule. Vorgesehen sind im Schnitt 2.500 Stunden Praxis und 2.100 Stunden für die Theorie.
Die schulische Zwischenprüfung erfolgt nach den ersten beiden Lehrjahren. Allerdings muss diese nicht unbedingt bestanden werden. Ab diesem Zeitpunkt ermöglichen einige Bundesländer dem Lehrling die Ausbildung zum Pflegeassistenten zu verkürzen.

 

Die Möglichkeit sich zu spezialisieren

Ausgebildete Pflegefachmänner und Frauen können in allen Pflegebereichen arbeiten, ob in der Altenpflege, Krankenpflege oder Ähnliches. Bei Bedarf und auf Wunsch des Auszubildenden ist zudem eine Spezialisierung auf einen Fachbereich möglich. Eigene Schwerpunkte können also gesetzt werden.

Möglich wird dies im dritten Ausbildungsjahr, in diesem die generalistische Ausbildung entweder fortgesetzt und damit als Pflegefachfrau/-mann abgeschlossen wird, oder eine Vertiefung zum Krankenpfleger oder Altenpfleger gewählt wird.

 

Weiterführung durch ein Pflegestudium

Mit der generalistischen Pflegeausbildung muss die Zeit des Lernens jedoch noch nicht abgeschlossen sein. Das Pflegepersonal von Morgen kann auch auf ein Hochschulstudium hinarbeiten und dieses als Pflegefachmann/-frau mit dem akademischen Grad Bachelor of Science abschließen. Sofern vorhergehend die generalistische Pflegeausbildung stattgefunden hat, lässt sich die Studienzeit sogar um die Hälfte verkürzen. Auch dieses Studium erfreut sich europaweiter Anerkennung.

 

Ein sicherer Job mit Zukunft

Die verschiedenen Möglichkeiten in der Ausbildung zur Pflegefachkraft sollen das Interesse wecken und animieren. Vorteil dieser Umstrukturierung ist die nun größere Einsatzmöglichkeit und die Option, gleich in verschiedenen Pflegebereichen arbeiten zu können. Fakt ist, die Arbeit wird in der Welt der Pflege nicht knapp werden. Dank der medizinischen Versorgung werden die Menschen im Schnitt älter, sind jedoch auf die richtige Betreuung und Pflege angewiesen. Deshalb wird kompetentes Personal immer wichtiger. Auch wenn viele Aspekte, die zu einen Pflegenotstand geführt haben, noch in Angriff genommen werden müssen, scheint die generalistische Ausbildung ein Schritt in die richtige Richtung zu sein.